Das Zimmereihandwerk

In frühen Zeiten war nahezu jeder Hausbesitzer auch ein Zimmermann, da er sich sein Haus meist selbst zimmern musste. Als sich später die Berufe mehr und mehr spezialisierten, wurde auch der Zimmererberuf eigenständig.

 

Durch die Herausbildung von Zünften und der damit einhergehenden Qualitätssicherung von besonders wichtigen Arbeitstechniken (Dachausmittlung, Schiftung oder Vergatterung) im Mittelalter wurde der Zimmermann, vor allem in der Stadt, unentbehrlich.

 

Vor allem Prestigebauten wie Rathäuser oder Zunfthäuser mit ihren aufwändigen Dachformen konnten von keinem Laien mehr ohne weiteres gebaut werden. Ein erfahrener Zimmermeister wurde verpflichtet. Wichtige Arbeiten wie das Aufschnüren des Daches auf dem Reißboden übernahm er selbst. Weniger um seine Geheimnisse zu hüten, sondern weil ebendiese Arbeiten beim damaligen Stand zu den kompliziertesten Konstruktionsaufgaben zählten.

 

Eine Blütezeit des Zimmererhandwerkes war das Mittelalter mit seinen gewagten großen städtischen Fachwerkbauten. Beispiele sind vor allem das Knochenhaueramtshaus in Hildesheim, das Rathaus Wernigerode sowie die gesamte Altstadt von Quedlinburg (Weltkulturerbe).

 

John Everett Millais: Jesus im Haus seiner Eltern (Die Werkstatt des Zimmermanns), 1850

Einen Höhepunkt der Dachkonstruktion erreichten die französischen Zimmermeister, die maître de charpentier, etwa um 1900 mit ihren geschwungenen und ineinander übergehenden, verdrehten und gewölbten Dachflächen. Diese Kunst beherrscht heute kaum noch jemand. Beispiele der dörflichen Zimmerkunst sind im Freilichtmuseum Detmold zu betrachten. Auch der Dorfzimmermann verstand es, dem nüchternen und funktionalen Haus einen eigenen Charakter zu geben. Selbst an der ärmlichsten Bauernkate wurden Schmuck und Zierrat nicht vergessen.

 

Zimmerer tragen traditionell eine Kreole im linken Ohr. Der Ohrring sollte im Falle eines Unfalls für die Bezahlung der Beerdigungskosten dienen. Die Anordnung der Knöpfe aus Perlmutt an der Schlaghose lässt erkennen, in welchem Lehrjahr sie sich befinden, Gesellen tragen 4 Knöpfe. Der breitkrempige Hut dient dazu, herabfallende Späne oberhalb arbeitender Kollegen aufzufangen, sie sollen nicht in den Kragen rutschen. Außerdem werden in der Hutkrempe Nägel bereitgehalten. Zimmerleute nageln Rüstungen traditionell nicht, diese werden lediglich mit Kälberstricken gebunden. Nur sehr hohe Belastungen werden mitteln Knaggen gesichert. Im traditionellen Zimmermannshandwerk werden nur Hartholznägel verwendet, Metallnägel haben sich aber bei modernen Konstruktionen durchgesetzt. Das wichtigste Werkzeug des Zimmermanns ist der Latthammer.Dieser wurde früher von Schmieden speziell für jeden Handwerker angefertigt. Der Stiel selbst ist meist aus Eschenholz.

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